Die Wiener Virtual-Reality-Spezialisten JUNGE RÖMER thematisieren in einem Webprojekt, wie Künstliche Intelligenz unseren medialen Alltag bestimmen kann.
Fake als Wahlkampf-Prinzip
Die Nationalratswahlen stehen bevor. Und wie in aller Welt hat auch die österreichische Demokratie ein Problem: In Zeiten von Social Media verschwimmen für die meisten Wähler die Grenzen zwischen Information und Manipulation. Ob Cambridge-Analytica-Affäre rund um Trumps Wahl oder Facebooks Neigung zur Bubble-Bildung gerade bei politischen Themen – immer mehr bestimmen Algorithmen unseren medialen Alltag. Mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung sind auch (Bewegt-)Bilder, die uns als real verkauft werden, längst nicht mehr vertrauenswürdig.
Diesen medialen Realitätsverlust thematisieren die Wiener Virtual-Reality-Spezialisten JUNGE RÖMER mit ihrem Webprojekt „Die Imaginären“.
Dabei schafft eine Künstliche Intelligenz fiktive neue Gesichter die realen Politikern und Personen aus der Öffentlichkeit verblüffend ähneln. Diese werden wiederum per Zufallsgenerator vor verschiedenen Hintergrund-Sujets montiert. Dazu wird aus einem Pool von Slogans – wieder random – die Kernaussage dieses virtuellen Kandidaten hinzugefügt. Fertig ist das Wahlplakat.
„Damit sich jeder ein Zweitschnitzel leisten kann“, „Österreich ist krank. Und wir sind die Medizin“ oder „Für uns gilt die Unschuldsvermutung“ – die Slogans müssten sofort Zweifel aufkommen lassen. Dennoch ist erstaunlich, wie echt etwas wirkt, sobald ein – für unsere Augen – echtes Gesicht hinter den Aussagen steht. Es wird klar, wie unterlegen unsere Sinne dem Machine Learning sind.
Andreas Fraunberger, VR-Produzent bei JUNGE RÖMER: „Während die Gesellschaft durchaus von der Mediendigitalisierung profitieren kann, sehen wir uns alle auch mit der Situation konfrontiert, dass der öffentliche Diskurs immer mehr von Algorithmen mitbestimmt wird. Die Auswahl und Herstellung von Inhalten, Bildern und Texten wird zunehmend dynamisch organisiert. Mit „Die Imaginären” wollen wir auf unterhaltsame und dennoch einprägsame Weise auf diesen Umstand hinweisen. Wir halten es mit unserer Erfahrung in Extended Realities und Künstlicher Intelligenz für wichtig, dass die Leute über mögliche Nebenwirkungen der Digitalisierung informiert werden, um eine gestärkte Teilnahme an der demokratischen Gesellschaft zu ermöglichen.“